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Alpha‐Liponsäure bei diabetischer peripherer Neuropathie

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Background

Diabetic peripheral neuropathy (DPN) is a frequent complication in people living with type 1 or type 2 diabetes. There is currently no effective treatment for DPN. Although alpha‐lipoic acid (ALA, also known as thioctic acid) is widely used, there is no consensus about its benefits and harms.

Objectives

To assess the effects of alpha‐lipoic acid as a disease‐modifying agent in people with diabetic peripheral neuropathy.

Search methods

On 11 September 2022, we searched the Cochrane Neuromuscular Specialised Register, CENTRAL, MEDLINE, Embase, and two clinical trials registers. We also searched the reference lists of the included studies and relevant review articles for additional references not identified by the electronic searches.

Selection criteria

We included randomised clinical trials (RCTs) that compared ALA with placebo in adults (aged 18 years or older) and that applied the study interventions for at least six months. There were no language restrictions.

Data collection and analysis

We used standard methods expected by Cochrane. The primary outcome was change in neuropathy symptoms expressed as changes in the Total Symptom Score (TSS) at six months after randomisation. Secondary outcomes were change in neuropathy symptoms at six to 12 months and at 12 to 24 months, change in impairment, change in any validated quality of life total score, complications of DPN, and adverse events. We assessed the certainty of the evidence using GRADE.

Main results

Our analysis incorporated three trials involving 816 participants. Two studies included people with type 1 or type 2 diabetes, while one study included only people with type 2 diabetes. The duration of treatment was between six months and 48 months. We judged all studies at high risk of overall bias due to attrition.

ALA compared with placebo probably has little or no effect on neuropathy symptoms measured by TSS (lower score is better) after six months (mean difference (MD) −0.16 points, 95% confidence interval (CI) −0.83 to 0.51; 1 study, 330 participants; moderate‐certainty evidence). The CI of this effect estimate did not contain the minimal clinically important difference (MCID) of 0.97 points. ALA compared with placebo may have little or no effect on impairment measured by the Neuropathy Impairment Score‐Lower Limbs (NIS‐LL; lower score is better) after six months (MD −1.02 points, 95% CI −2.93 to 0.89; 1 study, 245 participants; low‐certainty evidence). However, we cannot rule out a significant benefit, because the lower limit of the CI surpassed the MCID of 2 points. There is probably little or no difference between ALA and placebo in terms of adverse events leading to cessation of treatment within six months (risk ratio (RR) 1.48, 95% CI 0.50 to 4.35; 3 studies, 1090 participants; moderate‐certainty evidence).

No studies reported quality of life or complications associated with DPN.

Authors' conclusions

Our analysis suggests that ALA probably has little or no effect on neuropathy symptoms or adverse events at six months, and may have little or no effect on impairment at six months. All the studies were at high risk of attrition bias. Therefore, future RCTs should ensure complete follow‐up and transparent reporting of any participants missing from the analyses.

PICOs

Population
Intervention
Comparison
Outcome

The PICO model is widely used and taught in evidence-based health care as a strategy for formulating questions and search strategies and for characterizing clinical studies or meta-analyses. PICO stands for four different potential components of a clinical question: Patient, Population or Problem; Intervention; Comparison; Outcome.

See more on using PICO in the Cochrane Handbook.

Ist das natürliche Antioxidationsmittel Alpha‐Liponsäure besser als keine Behandlung oder eine Scheinbehandlung bei Menschen mit Diabetes und Nervenschäden?

Kernaussagen

‐ Wir haben festgestellt, dass die Behandlung mit Alpha‐Liponsäure nach sechsmonatiger Behandlung im Vergleich zu Placebo (Scheinbehandlung) wahrscheinlich nur eine geringe oder gar keine Wirkung auf die Symptome der Nervenschädigung und möglicherweise auch nur eine geringe oder gar keine Wirkung auf funktionelle Beeinträchtigungen hat.
‐ Bezüglich unerwünschter Wirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führen, gibt es wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied zwischen Alpha‐Liponsäure und Placebo.
‐ Wir haben keine Studien gefunden, welche die Frage beantworten, ob eine Behandlung mit Alpha‐Liponsäure die Lebensqualität verbessert oder die Risiken von Nervenschäden wie Geschwüre oder Amputationen bei Diabetikern verringert.

Was ist eine diabetische periphere Neuropathie?

Menschen mit Diabetes haben zu viel Zucker im Blut, weil ihre Bauchspeicheldrüse kein Insulin (Typ‐1‐Diabetes) oder nicht genug Insulin (Typ‐2‐Diabetes) produzieren kann. Diabetes ist eine der häufigsten Krankheiten, die nicht durch Ansteckung übertragen werden, und ihre Häufigkeit nimmt von Jahr zu Jahr zu. Sowohl bei Menschen mit Typ‐1‐ als auch mit Typ‐2‐Diabetes können Komplikationen entstehen.

Ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann die Durchblutung in den Blutgefäßen, die für die Versorgung der Nerven zuständig sind, einschränken, was Nervenschädigungen zur Folge haben kann (diabetische periphere Neuropathie). Das Hauptsymptom dieser Erkrankung sind Schmerzen. Weitere Symptome sind Kribbeln, Brennen, Taubheit, einschießende oder scharfe Schmerzen und auch eine extreme Empfindlichkeit gegenüber der Berührung der Haut durch Kleidung. Diese Symptome entstehen infolge einer direkten Schädigung der Nerven und weisen typischerweise Merkmale auf, die sich von den Schmerzen abheben, die durch Verletzungen oder Gewebeschäden bedingt sind. Daher sind übliche Schmerzmittel oft nicht wirksam bei der Linderung von Schmerzen, die durch periphere Neuropathie verursacht werden. Personen, die an peripherer Neuropathie leiden, können neben Schwäche und dem Verlust von Reflexen auch einen Verlust des Empfindungsvermögens erleiden. Diese Symptome können alltägliche Aktivitäten, wie das Gehen, beeinträchtigen und werden gemeinsam als funktionelle Beeinträchtigung bezeichnet.

Wie wird eine diabetische periphere Neuropathie behandelt?

Medikamente, die auch zur Behandlung von Depressionen oder Epilepsie eingesetzt werden, können die Symptome der diabetischen peripheren Neuropathie verbessern. Einige Studien legen nahe, dass das körpereigene Antioxidationsmittel Alpha‐Liponsäure aufgrund seiner mutmaßlich entzündungshemmenden Wirkungen hilfreich sein könnte.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob mit Alpha‐Liponsäure bei Menschen mit Typ‐1‐ oder Typ‐2‐Diabetes hinsichtlich der Symptome der diabetischen peripheren Neuropathie, der Beeinträchtigung, der Lebensqualität und der Komplikationen (Bildung von Geschwüren, Amputation oder beides) eine Verbesserung erreicht werden kann verglichen mit keiner Behandlung oder Placebo (Scheinbehandlung). Wir wollten auch wissen, ob Alpha‐Liponsäure unerwünschte Wirkungen hat.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen die Behandlung mit Alpha‐Liponsäure im Vergleich zu keiner Behandlung oder Placebo über mindestens sechs Monate untersucht wurde. Wir analysierten und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Ergebnisse.

Was fanden wir?

Wir fanden drei Studien, an denen 816 Erwachsene mit Typ‐1‐ und Typ‐2‐Diabetes teilnahmen. Die Teilnehmenden erhielten entweder Alpha‐Liponsäure oder Placebo. Die Dosis der Alpha‐Liponsäure reichte von 600 mg/Tag bis 1800 mg/Tag.

Alpha‐Liponsäure hat nach sechsmonatiger Behandlung im Vergleich zu Placebo wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Wirkung auf die Symptome der diabetischen peripheren Neuropathie und möglicherweise auch nur geringe oder gar keine Wirkung auf die funktionellen Beeinträchtigungen. Wenn man unerwünschte Wirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führen, betrachtet, gibt es wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied zwischen Alpha‐Liponsäure und Placebo.

In keiner Studie wurde die Wirkung der Behandlung mit Alpha‐Liponsäure auf die Lebensqualität oder die Komplikationen der peripheren Neuropathie gemessen.

Solange nicht bewiesen wurde, dass Alpha‐Liponsäure überhaupt wirkt, ist ein Vergleich mit aktiven Behandlungen nicht sinnvoll.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz zu Symptomen und unerwünschten Wirkungen ist moderat, da die Forschenden in allen drei Studien den Kontakt zu vielen Teilnehmenden vor dem Ende der Behandlung verloren (sog. „Loss to Follow‐up“). Aus diesem Grund und weil das Ergebnis sehr ungenau war, haben wir auch wenig Vertrauen in die Evidenz zu funktionellen Beeinträchtigungen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. September 2022.